24h Inline Skating Rennen Le Mans 2017,

man bekam wahrlich alles geboten.
– Spitzenstrecke:
Auf der Rennstrecke in Le Mans gab es 4,2km super Asphalt (2016 erneuert), eine breite Piste mit schöne Kurven und Geraden zum Überholen, sowie Abfahrten vom Feinsten – 40 bis 45km/h ohne bremsen und auch über 50km/h mit kräftig pushen waren drin. Aber wer runter will, muss leider erst einmal hoch: die berühmt-berüchtigte Dunlopbrücke, ein Anstieg gleich nach dem Start. Neulinge empfinden ihn bei der Paraderunde zwei Stunden vor dem Start als lächerlich, spätestens in der Nacht werden die ca. 21m Höhenunterschied auf 1km Länge zum nahezu unbezwingbaren Hindernis.
– Wetter „quer-Beet“:
Samstag Start bei Nieselregen und teilweise heftigem Gegenwind bergauf. Nachts trocken und zeitweise windstill, aber heftig kalt, Sonntag Vormittag wieder Nieselregen und Wind aus allen Richtungen (kein Witz, er drehte um 180°). Ab Mittag drastische Wetterbesserung und die letzten Stunden akute Sonnenbrandgefahr. In der Box ging es zu, wie bei einem Autorennen, Regenrollen drauf, Regenrollen runter.
– Emotionen:
Von Spaß, Freude, Aufregung, „hibbelig“ sein vor Adrenalin bis in die Haarspitzen, oder gar kaum noch ansprechbar vor Anspannung, über Kampfgeist, große Hilfsbereitschaft und Unterstützung bis hin zu physischem und psychischem Schmerz und depressiver Stimmung war alles vertreten. So bin ich auf regennasser Strecke mit 8:17 meine Bestzeit gefahren und habe mich nachts gegen 4 Uhr, als die Oberschenkel brannten und die Zeiten in Richtung 10 Minuten gingen gefragt, was der Blödsinn eigentlich soll.
Romantik gab es auch, einer Frau aus dem zweitplatzierten Damenteam wurde bei der Siegerehrung ein Heiratsantrag gestellt.
– das Team „TNS United Skater Berlin“:
Angetreten werden sollte in der Kategorie DECOUVERTE Mixte, also max. 12 Personen, gemischt. Wir waren nur 11, da eine Person ausfiel. Frank hatte eine sogar internationale Mischung zusammen bekommen: er und ich vertraten den BSV, Sandy Dinor kam aus Erfurt (zu ihr braucht man wohl nichts mehr sagen, Insider kennen sie), Doug und Tavis aus den USA (sie sind tatsächlich nur dafür angereist), Michael aus Österreich sowie Rene, Ciwan, Adam, Rajko und Eric (laut Pass kanadischer Staatsbürger), allesamt erschreckend schnelle Leute vom SCC.

– das Rennen:
Man kann es in wenigen Worten kaum beschreiben. Eine Aufteilung wurde erstellt, Adam schoss uns im Qualifikationssprint auf einen der vorderen Startplätze, im Le-Mans-Start (die „Fahrer“ sprinten zu ihren „Fahrzeugen“, steigen ein und fahren los) ging Sandy mit offener Schnürung als eine der ersten über die Startlinie. Schnell war klar, den Semi-Profi-Teams können wir das Wasser nicht reichen, aber durchaus vorn mitspielen. Um einen Vorstoß in Richtung Podest zu wagen, wurde die Taktik mehrfach geändert, aus 3 Gruppen 2 gemacht, also Gruppe 3 vorzeitig mit eingebunden und die Anzahl der Runden je Durchgang pro Gruppe verringert. So hatte man zwischen zwei Runden etwas mehr Zeit, konnte aber zwischen den Durchgängen trotzdem kaum Schlafen. Zwischen Samstag Früh und Sonntag Abend kam man ca. auf 3x 1 Stunde, clever, wer seine Isomatte mit in der Box hatte. Windschattenfahren war erlaubt, aber selten möglich. Der dänische Verein „Rolling Vikings“ hatte einfach zwei Teams in’s Rennen schickte, die immer gemeinsam fuhren und sich somit gegenseitig Windschatten gaben. An denen kamen wir dadurch nicht vorbei.
– das Ergebnis:
Insgesamt gab es 370 Teams. Zieht man die Solo- und Duo-Teilnehmer, sowie die erstmals zugelassenen Longboarder ab, so bleiben 237 Teams zu 6, 7-10 oder 11-12 Mitgliedern. In der Gesamtwertung dieser 237 Teams kamen wir auf Rang 17.
In der Kategorie DECOUVERTE Mixte waren 70 Mannschaften angetreten. Hier erreichten wir Platz 6. Wenn ich sehen, wer so am Start stand, empfinde ich dies als äußerst ordentliche Leistung.
Wir haben genau 170 Runden geschafft, dies entspricht einer Strecke von ca. 714km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 30km/h. Die meisten von uns müssten somit ca. 65km absolviert haben, einige (wie ich) ein bis zwei Runden weniger, andere mehr. Dies klingt jetzt nicht so viel für 24 Stunden, aber es hatte schon seinen Grund, warum der angebotene kostenfreie Massageservice durchaus von einigen in Anspruch genommen wurde und der Massageroller von Doug ab den frühen Morgenstunden nahezu ständig im Einsatz war.
– die Organisation:
Frank hatte das Team angemeldet. Für die Anreise (die meisten sind nach Paris Orly geflogen) hatte jeder selbst zu sorgen. Verpflegung und Betreuung vor Ort war hervorragend von TNS goes Skatereisen organisiert. Wann immer man kam, gab es auf dem Zeltplatz etwas zu essen und zwar frisch! Nicht zu vergessen die beiden Zeitnehmerinnen vom SCC. Sie standen unglaubliche 24 Stunden non-stop an der Strecke, bei Regen, Wind, Kälte und Sonne. Last but not least waren die United Skater Berlin und die beiden andern SCC-Teams eine super Truppe. Ich hätte mir keine besseren Mitstreiter wünschen können.
– Schlussbemerkung:
Sonntag Abend habe ich im Brustton der Überzeugung gesagt, einmal war cool, aber reicht auch. Schon einen Tag später begann diese Einstellung zu bröckeln … 😉
Andreas Hein für BSV 1892 Speed